A Sunny Job

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Inhalt

Nick plant mit seiner Gang einen Überfall der National Brick-Bank. Aber leider läuft nicht alles nach Plan. Wird es dennoch gelingen …?

Kommentar des Regisseurs

Mein Beitrag für die Steinerei 2015 in Klagenfurt, die unter dem Motto „Licht und Schatten“ stand. Der Film gewann den Preis des Publikums, den Preis der Jury und wurde Dritter beim Preis der Brickfilmer.

Story: Da mein Steinerei-Beitrag im Vorjahr hinter meinen persönlichen Erwartungen blieb, stand schon früh fest, dass in diesem Jahr eine lustige und unterhaltsamere Story hermusste. Diverse Ideen zum vorgegebenen Thema „Licht und Schatten“ wurden durchdacht und die Wahl fiel auf eine Bankraubgeschichte, die nach langjähriger Zusammenarbeit mit Frank Lauenroth mal wieder von mir alleine stammte.

Setdesign: Beim Setdesign lasse ich mich immer gerne vom Internet inspirieren. Es gibt von LEGO zwar diverse Verbrecher/Polizei-Packungen, aber keine mit einer wirklich schönen Bank. Fündig wurde ich aber bei www.brickcitydepot.com, wo man eine Bauanleitung (als pdf) für eine National Bank erwerben konnte. Das auffällige goldene Dollarzeichen über dem Haupteingang hatte es mir dabei besonders angetan. Man unterschätzt aber sehr schnell den Bedarf an LEGO-Steinen, der dann zusätzlich ganz schön ins Geld geht. Das Gebäude selbst besteht aus drei ausgebauten Etagen, wobei der Schalterraum im Erdgeschoss und der Tresor im ersten Stock ist. Für die Innenaufnahmen wurden Erdgeschoss und erster Stock nebeneinandergestellt – getrennt durch eine Wand mit Gittertüren, die es im Original eigentlich nicht gibt.

Die Bankräuber sollten mehr als zwei sein – also eine richtige Gang. Es mussten Fahrzeuge gebaut werden, in denen vier Personen Platz finden, wobei die Fahrzeuge an sich nicht zu groß sein sollten. Sechs Noppen in der Breite sollte das Maximum sein. Offizielles von LEGO gibt es nicht, also durchstöberte ich diverse MOC-Webseiten. Den weißen Fluchtwagen samt elektronischer Bauanleitung fand ich hier und das Polizeiauto ist diesem nachempfunden. Als Vorbild für das Solarauto fand ich Fotos eines Elektro-Bullis von VW – ein Prototyp, der auf einer Automobilausstellung 2011 gezeigt wurde. Dieses wurde dann nachgebaut und mutierte vom Elektro- zum Solarauto. Ich musste feststellen, dass die Autos sehr kompakt sind und für Innenaufnahmen völlig ungeeignet. Daher habe ich den jeweiligen Innenraum etwas vergrößert nachgebaut.

Die Tankstelle ist im Original vom niederländischen Architekten Willem Marinus Dudok, stammt aus dem Jahre 1953 und zählt noch heute zu den Schönsten und Kultigsten überhaupt. Sie hat im LEGO-Nachbau die Ölgesellschaft gewechselt. Die Zapfsäulen wurden gemäß Bauanleitung der LEGO-Jubiläumspackung 10184 Town Plan aus dem Jahre 2008 nachgebaut. Netterweise bietet LEGO alte Bauanleitungen hier kostenlos als pdf zum Download an.

Einige der Häuser, sowie die Straßenplatten, wurden bereits 2011 in meinem Film Brickcity Bright Lights verwendet.

Figuren: Die Bankräuber mit ihren Masken wurden in Anlehnung an den Film ‚The Dark Knight‘ gewählt: einfarbige Overalls und Clowns-Masken. Die Masken sind allerdings hier LEGO Insulaner aus den 1990ern, von denen ich zufällig noch gerade vier Köpfe hatte. Die Waffen hatte ich vor Jahren mal bei www.brickarms.com gekauft.

Am Bankschalter steht ein Kunde mit einem DIRK-Shirt. Das bin übrigens ich. Solche bedruckten Oberkörper kann man genauso wie die bedruckten Steine im Hinterhof (‚Boettcher Productions‘) bei www.steindrucker.com kaufen.

Animation: Autor Frank Lauenroth wirkte zwar nicht direkt am Drehbuch mit, machte aber den Vorschlag rotierende Kamerafahrten á la Matrix zu verwenden. Dazu besorgte ich mir eine massive Drehplatte von IKEA aus Marmor. Je schwerer desto weniger wackelig. Damit wurden die Eingangsszenen im Verbrecherhauptquartier gedreht, wobei die Kamera stand und sich der Raum drehte. Beim Ausstieg der Verbrecher aus dem Lieferwagen vor der Bank wurden LEGO-Schienen verwendet. Dieses mal war die Kamera in Bewegung. Beides wurde recht langsam mit vielen Bildern gedreht. Durch erhöhte und variable Geschwindigkeit merkt man nicht, wie wackelig das Ganze bei Normalgeschwindigkeit ist.

Als Nick, der Gangsterboss, auf seine Uhr schaut, ist der Arm verdreht. LEGO-Figuren können normalerweise ihre Arme nicht so verdrehen, daher habe ich ihn abgenommen und auf einen abgebrochenen Zahnstocher gesteckt. Meine Hand mit dem Zahnstocher habe ich dann nachträglich rausretuschiert mithilfe eines Bildes, das ohne linken Arm gemacht wurde.

Erstmalig habe ich in dem Film auch Mundanimationen eingesetzt. Eine Höchstschwierigkeit, an die ich mich aufgrund des Aufwandes bislang nie herangewagt habe. Was man bei YouTube als Tutorial-Videos dazu fand, klang alles sehr aufwändig. Da ich aber ein eher fauler Brickfilmer bin, habe ich mich nach einer Alternative umgesehen und auch gefunden. Ich habe mir die Software CrazyTalk gekauft, die es online hier gibt. Diese Software hat einen entscheidenden Nachteil: sie animiert nur Standbilder. Die Handhabung ist aber ganz einfach. Man nimmt ein Bild, markiert Gesicht und vor allem den Mund, lädt noch eine Sprachdatei hinzu und die Software berechnet daraus die Mundbewegung. Ein wenig Finetuning und dann das Ergebnis exportieren.

Aus dem Nachteil habe ich versucht einen Vorteil zu machen. Damit die Sprachsequenzen nicht zu statisch wirken, sind immer wieder während der Rede die Zuhörer eingeblendet oder die Person ist plötzlich von der Seite oder hinten zu sehen. Viele Einzelszenen – viele Schnitte – mehr Dynamik. Hilfreich war natürlich auch, dass die Bankräuber Masken trugen, die die Mundbewegungen verdeckten.

Bewegungen (z.B. Heben des Armes) sind immer direkt vor oder nach dem Sprechen zu sehen – nie gleichzeitig. Es gibt im ganzen Film nur zwei Szenen, bei denen im Hintergrund gleichzeitig Animationen stattfinden. Dazu wurde die Animationen gedreht, dann ein Standbild daraus mit Mundanimation versehen und zuletzt beide Bildteile (z.B. links eine Animation, rechts der Sprecher) im Split-Screen-Verfahren aneinandergefügt.

Die Autofahrten wurden auf einem relativ kurzem Straßenabschnitt gedreht. Als Vorlage für rasante Verfolgungsszenen habe ich eine Sequenz aus dem Spielfilm Die Insel, der einige Monate vorher im Fernsehen lief, genommen. Diese Sequenz habe ich mit halber Geschwindigkeit regelrecht analysiert. Die Kamera ist während der Fahrt mit dem Auto in Bewegung oder zeigt die Kühlerhaube bei hektischem Spurwechsel (warum auch immer). Dazu aufwändige Nachbearbeitung, um alles außer dem Fluchtauto mit Bewegungsunschärfe zu versehen und unterlegt mit Sounds quietschender Reifen. Fertig ist eine dynamische Autoflucht …

Musik: Die Musik habe ich ausnahmslos mit GarageBand auf einem iPad erstellt. Damit kann man mehrspurig vorgegebene Sequenzen, aber auch eigene Ton- und Drumfolgen zusammenmischen. Das Ergegnis darf dann sogar kommerziell verwendet werden. In keinem anderen Film habe so viele einzelne Musikstücke verwendet. Auch wenn man es kaum merkt – es sind tatsächlich sechs unterschiedliche Musikstücke, die die Gesamtstimmung der jeweiligen Szenen unterstützen.

Sonstiges: Um einen platten Reifen darzustellen, habe ich einen Original-LEGO-Reifen in der Pfanne „gebraten“. In die Pfanne vorher aber ein Stückchen Backpapier und dann den Reifen rechtzeitig herausnehmen, bevor er völlig zusammenschmort. Es stinkt übrigens wie die Hölle …

Zusammen mit mir hat der Film für meine Verhältnisse rekordverdächtige neun Synchronsprecher. Ich habe den Hauptdarsteller gesprochen – nicht weil ich der beste Sprecher bin, sondern weil das die größte Sprechrolle war, bei der sich immer noch kurzfristig Textänderungen ergaben.

Am Ende der Szene im Verbrecherhauptquartier spricht Nick, der Boss, direkt zum Publikum. Diesen sogenannten Verfremdungseffekt kennt man vielleicht aus der Serie „House of Cards“ und es ist ein Stilmittel aus dem Epischen Theater nach Bertolt Brecht.

Hinter den Kulissen

Boettcher Productions Studio Hinterhof von oben gefilmt Kamerafahrt auf Schienen Fluchtauto innen / außen Elektro VW Bulli 2011 LEGO Solar Van Tankstelle designed von W. M. Dudok LEGO Tankstelle Im Hinterhof Am Bankschalter Münzwurf in der Bank Plattfuß Ein Blick auf die Uhr

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